Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

#veraltet: Blog als Archiv!

Das Weltcafe ist Geschichte. Der Blog bleibt aber noch eine Weile online. Viele Informationen sind natürlich überholt aber vielleicht inspirieren sie ja noch jemanden. Achtet also beim Lesen bitte auf das Veröffentlichungsdatum.

 

Gästeschwund: Nicht die Beherbergungssteuer sondern PEGIDA ist das Problem!

Erstellt von Alexander | | Weltcafe

Es gibt neue Zahlen vom Statistischen Landesamt über die Übernachtungszahlen in Sachsen bis einschließlich Oktober 2015. Zumindest zitiert die Sächsische Zeitung (SZ) vom Fr, 18.10.2015 daraus. Online sind momentan nur die Zahlen bis September 2015 zu finden. Demnach sind in Dresden die Übernachtungszahlen in den Beherbergungsbetrieben von Januar bis September um 2,3 % zurückgegangen. Dabei sind es insbesondere die inländischen Gäste, die ausbleiben (Minus 4,2 %). Da sie 79% der Übernachtungen ausmachen, hilft der Zuwachs der ausländischen Gäste von 5,6 % zu keiner positiven Bilanz. Laut obiger SZ sind die Zahlen für Oktober 2015 noch deutlich schlechter und der Rückgang von Januar bis Oktober bei Minus 4,6%.

Hoteliers bauen Personal ab (Online vom 17.12.2015, Print vom 18.12.2015)

In dem Artikel durfte der Tourismusverband dann mal ausführlich über die Beherbergungssteuer jammern. Offenbar ist man in professionellen Hotels immer noch damit überfordert, die Gäste im Vorfeld über diese Steuer zu informieren und dadurch komme es wohl zu Verstimmungen, wenn der Gast erst mit der Rechnung über den Extrabeitrag informiert wird. Das ist verständlich. Preistransparenz ist das A&O einer guter Kundenbeziehung.

Im Weltcafé hat sich noch nie jemand über die Kurtaxe (2014) oder Beherbergungssteuer (2015) beschwert. Jeder Gast wird von uns mit der Reservierungsbestätigung ausführlich darüber informiert. Den ausländischen Gästen schicken wir sogar die Informationsblätter der Stadt mit. Natürlich müssen wir dazu die Beherbergungssteuer manuell ausrechnen, weil ich wegen der paar Monate keinen Automatismus implementieren wollte. Aber ob wir das im Zuge der Reservierungsbestätigung machen oder bei Rechnungserstellung ist ja nun egal. Die Rechnung lässt sich dann aus der Bestätigung mit zwei Klicks erstellen.

Schlecht hat die SZ in zwei Punkten recherchiert: Das Frühstück muss seit dem FDP-Mehrwertsteuergeschenk von 2009 ("Mövenpick-Steuer") immer separat ausgewiesen werden. Das macht es also jetzt leichter und nicht komplizierter, die Beherbungssteuer auf das Übernachtungsentgeld zu ermitteln.

Mit keinem Wort wird auch erwähnt, dass ab Januar 2016 die Beherbergungssteuer anders berechnet wird. Da offenbar viele der eingesetzten Hotelsoftwarelösungen zu unflexibel für dieses Preismodell sind, hat der Stadtrat die Berechnungsgrundlage vom Gesamtaufenthalt auf die einzelne Übernachtung geändert. Das kann nun jede Software, da so etwas wie Kurtaxe / Citytax (fester Betrag pro Tag) eine weit verbreitete Extraposition ist.

Und wer ist jetzt schuld am "Gästeschwund"?

Das kann man so leicht gar nicht sagen. Kein Gast ruft an oder mailt, dass er gerne gekommen wäre aber wegen PEGIDA/Wetter/Preise/Beherbergungssteuer/Streik/[...] jetzt doch nicht zu kommen gedenkt. Einzelne Äußerungen kann man schwer verallgemeinern.

So ist es die eigene Wahrnehmung, die versucht eine Erklärung zu finden. Un nach meiner ist die Hauptursache ganz klar PEGIDA. Wohin man in Deutschland auch geht, als Dresdner muss man sich immer rechtfertigen, was in Dresden los ist und wieso Dresden anders als z.B. Karlsruhe, München, Hamburg oder Berlin ist. Das über Jahre aufgebaute Image von Dresden ist in wenigen Wochen zerschlagen worden. Aus "Barock, Natur, Kultur und Eierschecke" ist "Hetze, Hass, Dunkeldeutschland" geworden.

Das wieder zu ändern, wird lange dauern. Positive Nachrichten haben es immer schwerer, wahrgenommen zu werden. Dabei gibt es sehr viel positives aus Dresden zu berichten, wie der DNN-Online-Artikel "10.000 Ehrenamtliche: Dresden ist eine Stadt der Asylhelfer" (DNN-Online vom 16.12.2015) beispielhaft zusammenfasst.

Noch ist es eine riesen Herausforderung, in der Stadt eine neue Dialogkultur zu leben. Das ladencafe aha hat dazu eine Vision entwickelt, die auf ihrer Facebook-Seite zu finden ist. Das sind Punkte, über die wir reden und die wir angehen müssen, damit sie Realität werden.

Was die Gästezahlen angeht bleibt ein Trostpflaster: gut 95% der Gäste lassen sich durch ein (hoffentlich) zeitweises Negativimage nicht davon abhalten, Dresden zu besuchen. Zudem "jammert" Dresden auf hohem Niveau, denn seit Wiederaufbau der Frauenkirche sind die Gästezahlen jedes Jahr gestiegen.